Mittwoch, 7. November 2012

4 Chicago, Schapiro und das Womanhouse

Die amerikanischen Künstlerinnen Judy Chicago und Miriam Schapiro gründen zusammen 1971 das CalArts Feminist Art Program für das California Institute of the Arts in Los Angeles und organisieren 1972 Womanhouse, eine der ersten feministischen Ausstellungen.



Judy Chicago

Sie entwirft 1970 den ersten feministische Kunstunterricht für das Fresno State College, prägt den Begriff "Femminist Art" und untersucht in ihren Arbeiten die Rolle von Frauen in Geschichte und Kultur.

The Dinner Party, 1974-1979

Die Installation, eine an allen Seiten 15 Meter lange, dreieckige, gedeckte Tafel, ist ursprünglich von Judy Chicago entworfen, ihre Realisierung dauert fünf Jahre, sie wird von Chicago und mehr als 400 weiteren Personen in Handarbeit ausgeführt, darunter befanden sich professionelle Keramikerinnen, Näherinnen oder Researcherinnen. Der Tisch steht auf einem dreieckigen Podest aus dreieckigen, weissen Fliesen, auf denen die Namen von 999 weiteren kulturell bedeutenden Frauen in Gold eingeschrieben sind. Seit 2007 ist The Dinner Party Teil des Elizabeth A. Sackler Center for Feminist Art im Brooklyn Museum, New York.

Drei mal 13, zusammen 39 Tischgedecke bestehen jeweils aus einer individuell gestalteten Platzdecke, einem handgeformten und -bemalten Porzellanteller, Porzellanbesteck, einem Pokal und einer Serviette. Jedes Tischset erinnert an eine weibliche historische oder mythologische Figur; eine Künstlerin, Wissenschaftlerin, Politikerin, Göttin, Aktivistin oder Märtyrerin; von der Fruchtbarkeitsgöttin, den Amazonen oder Kali über die byzantinische Kaiserin Theodora, Eleonore von Aquitanien oder Hildegard von Bingen bis Virginia Woolf oder Georgia O’Keeffe. Die 39 bemalten Teller zeigen jeweils ein schmetterlings- oder blumenartiges Vagina-Symbol und sind in einer chronologischen Abfolge angeordnet, sie beginnen flach und entwickeln sich im Verlauf der Abfolge immer raumgreifender.
Alle Hintergrundinformationen, zu den Figuren wie zur Entstehung der Installation, sind in einer dreiteiligen Ausstellungspublikation festgehalten.



Miriam Schapiro

Bekannt ist Schapiro für ihre seit 1970 entstehenden Collagen aus Malerei und Stoffen, die sie „Femmages“ nennt. Der Begriff Femmage beschreibt die Anwendung von Collage, Assemblage, Découpage und Fotomontage in der Form, wie sie Frauen traditionell einsetzen, bei Vorgängen wie dem Nähen, Schneiden, Applizieren und Kochen.

"A decade of personal and political struggle with feminist issues crystallized in her pioneering and colaborative involvement in Womanhouse. Co-directing the Feminist Art Program with Judy Chicago at the time (1970), they started off the school year by involving their students in a project which would allow them to project all their dreams and fantasies by creating an exclusively female enviroment in an old house. After renovating the house, they transformed it with performance and art works which dealt with specifically feminist issues. They used this explorative process as a means of restructuring their identities as women artists in a patriarchal (art) world...
Since then, Miriam Shapiro has been giving the history of women's 'covert' art a brightly lit showcase. The once-tabooed scraps; seequins, buttons, threads, rickrack, spangles, yarn; silk, taffeta, cotton, burlap, and wool, were excavated from the musty attics and dredged from the dark closets of art history. Now, they are assembled and coordinated with emotional and creative thought into 'femmages.' Having taken embroidered upholstery out of the parlor, quilts off beds, clothing off hangers, scrapbooks out of trunks, and tapestries from beneath our feet, Schapiro reeducates us about a history of buried art, women's art.."

Aus einem Artikel von Elise La Rose




Womanhouse 

Virginia Woolf's essay, A Room of One's Own, 1929, zählt zu einem der meist zitierten Texte der Frauenbewegung. Der Essay vereint Thesen zu Literaturgeschichte, Feminismus, Geschlechterdifferenz und Poetik und basiert auf zwei Vorträgen, die sie 1928 an den zwei englischen Colleges haltet, die damals bereits Frauen zum Studium zulassen. Sie plädiert darin unter anderem für zwei Voraussetzungen, damit auch Frauen "große Literatur" produzieren können: ein geregeltes Mindesteinkommen und ein eigenes Zimmer.

Womanhouse ist eine der ersten feministischen Ausstellungen, initiiert von Judy Chicago und Miriam Schapiro. Die Ausstellung findet 1972 in einer verlassenen Villa in Hollywood statt. Sie zeigt einen Monat lang verschiedene Installationen und Performances von Studentinnen des CalArts Femminist Art Programms in den 17 Räumen des Hauses. Beim Produzieren der Arbeiten werden Schlüsselkonzepte des Feminismus wie Zusammenarbeit und Bewußtmachung erprobt. Dabei wird Kunst, die weibliche Erfahrungen in den Mittelpunkt stellt, aktiv gefördert und es wird eine exklusiv weibliche Umgebung entworfen, in der Frauen eigene Fantasien ausdrücken und umsetzen.

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