Mittwoch, 22. April 2015

19 Michael Beutler

Arme Materialien wie Papier, Pappe, Stoffreste oder Kunststoff-Strohhalme verlangen nach einem gewissen Umgang.

Mit einem ungefähren Layout und einem sehr spezifischen Zugang zu den jeweiligen  Materialien, mit denen gearbeitet wird, beginnt Michael Beutler seine Installationen. Ihre architektonischen Dimensionen sind überdimensional, sie sind in dieser Art auf Menschen zugeschnitten.

Der Prozess des Planens und der Prozess des Herstellens sind zwei gleichwertig flexibel gehaltene Teile der Produktion. Diese sind abhängig von vielen nicht immer vorhersehbaren und unregelmässig einwirkenden Faktoren – wie den Personen, der Mannschaft, die mitarbeitet oder den Eigenschaften der Materialien in dem Zusammenhang, in dem sie angewendet werden oder den abweichenden Eigenheiten eines Raumes. Dabei kommt es zu spontanen Reaktion auf die jeweiligen Situationen, in die das Werk platziert wird. Es entstehen Beziehungen zur Umgebung.

Die beteiligten Prozesse sind eigentlich sehr einfach. Sie sind vor allem geleitet von Gefühl und Erfahrungswerten. Produktionsschritte werden organisiert und aufgeteilt. Einfache, meist selbst aus Holz gebaute Apparate reduzieren die komplexen Anteile einer Arbeit auf einfache Vorgänge, die leicht an andere weitervermittelt werden können. So lässt sich die Produktion auf viele aufteilen, die so selber den Fertigungsprozess mitgestalten können. Man kann sich vorstellen, das Ganze verhält sich mehr wie ein grosses Spiel als ernste Fabriksarbeit.

Über das Machen, die mechanischen manuellen Abläufe, die dabei vorkommen und die wiederholenden Verfahren der Apparaturen entstehen materielle Reihungen, die weiche Raster und diffus gestreute Musterungen bilden. Dabei beschreiben sie auf markante Weise gleichwertig einzigartig wirkende Ästhetiken. Sie heben sich formal stark von der Umgebung ab, mit der sie in Beziehung stehen, sind begehbar, benutzbar, angreifbar und repräsentieren zudem die Geschichte ihrer Herstellung.

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