Mittwoch, 27. Mai 2015

22 Daniel Buren

“It is by working for a given exhibition site that the work in situ—and it alone—opens up the field for a possible transformation of the very place itself.”

Daniel Buren

Um die Beziehung zwischen einer Arbeit und dem Setting, in dem sie auftaucht, zu beschreiben, verwendet Daniel Buren den Begriff “in situ”. In so einer Beziehung stellt die Arbeit den Ort, für den sie konzipiert und an dem sie platziert wird, in Frage. Anfangs (1965) handelte es sich dabei um den Raum der Straße, später um Galerien, Museen, Landschaften oder architektonische Strukturen.

Cinq Travaux dans Paris, 1971
Murs de peintures, 1966-1977, Musée d'art moderne de la Ville de Paris
T IV-148, 1971, Acrylfarbe auf Markisenstoff, 153 × 141 cm


In-Situ-Arbeiten sind für die direkte Einwirkung entworfen und existieren durch wechselseitige Beeinflussung. Buren untersucht dazu die architektonischen Merkmale einer Örtlichkeit, die Gestaltung ihrer Oberflächen, die räumliche Struktur und Anordnung. Er berücksichtigt aber auch abstraktere Aspekte: die Verflechtung von sozialen, ökonomischen und politischen Kräften, die in jedem gegebenen Kontext mitspielen.

1971 fertigt Buren "Peinture-Sculpture" – seine erste großangelegt In-Situ-Arbeit – für eine Gruppenausstellung im Solomon R. Guggenheim Museum an. Ausgehend von der spektakulären Architektur Frank Lloyd Wrights und ihrer Orientierung um eine zentrale Achse – eine spiralenförmige, offene Rampe, die wie in einem Pantheon einen von oben, durch eine Glaskuppel mit Licht durchfluteten, Raum bildet – hängt er eine 20 Meter lange und 10 Meter breite, für die Arbeit des Künstlers typische, wie ein Markisenstoff, weiß-blau-gestreifte Leinwand von der Oberlichte ab. Die Leinwand trennt den Raum buchstäblich und bietet gleichzeitig eine Vielzahl an neuen Ansichten. Durch die Bewegung der Betrachtenden entlang der Rampe, rund um die Leinwand, zeigt sich diese abwechselnd als flaches Bild und skulpturales Objekt im Raum. Noch vor der offiziellen Eröffnung der Ausstellung wird "Peinture-Sculpture", auf den Protest anderer Ausstellungsteilnehmer hin, abmontiert.

"Peinture-Sculpture", 1971, gestreifter Baumwollstoff, 2000 × 1000 cm
"Peinture-Sculpture", 1971, Detail 
"Peinture-Sculpture", 1971


Für die Sommerkollektion 2013 kollaboriert Louis Vuitton unter anderem mit Daniel Buren. Unter der Leitung von Marc Jacobs entsteht, in Anlehnung an Burens Formensprache, eine Kollektion aus einfachen, klaren Silouetten mit schmalen und gerade fallenden Schnitten in unterschiedlich grossen und variierend eingesetzten Schachbrettmustern. Jacobs beauftragt Philip Glass den Soundtrack und Daniel Buren das Set-Design für die Show zu entwerfen. Die Kollektion wird im Dezember 2012 im Foyer des Louvre präsentiert. Die Modelle fahren zu Paaren kombiniert die Rolltreppen in das Museumsfoyer hinunter und wieder hinauf, zurück in die Welt.

“Dieses beständige Sichunterscheiden eines Gleichen nennen wir Wiederholung.”

Daniel Buren



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen